Ritchys Tagebuch

Ritchys Tagebuch
Ritchy schreibt aus der Welt!

Polizei „Klappe die Zweite“

14. September 2007

Hallo!

Hatte wieder mit der Polizei zu tun, aber alles der Reihe nach.

Mittlerweile befinde ich mich in Nouakchott, der Hauptstadt von Mauretanien, wohne hier in der katholischen Mission, von hier sollte es eigentl. schon lange nach Dakar in den Senegal gegangen sein, aber… … nachdem der schwarze Stein doch nicht sooo klasse war, die Wunde sich stark entzündet hat, ich 10 Spritzen bekommen, etwa 140 Tabletten geschluckt habe und zwischenzeitlich nur mit einer Krücke gehen konnte (einen Tag), geht es mir wieder besser, allerdings hat dies, aber nicht nur dies, meine Pläne für die Weiterreise über den Haufen geworfen.

Ich habe also viel Zeit im Bett verbracht, Füsse hochlegen, damit das Wasser im Bein/Fuss sich dort nicht festsetzt, zumindest haben es mir die Schwestern so erzählt, Buch lesen, am Rechner arbeite (Fotos anschauen und bearbeiten) und mich beklauen lassen; ja richtig, mich beklauen lassen!

Da sitze ich also auf meinem Bett, es war letzten Donnerstag gegen Mittag, kommt in mein Zimmer ein Einheimischer, also ein Mauretanier, Turban auf, gekleidet mit den landesüblichen Umhängen, und setzt sich an meinen Schreibtisch und fängt ein Gespräch mit mir an, allerdings nicht bevor er mich gefragt hat ob er sich setzen kann, die Tür stand zum Hof hin offen, es war sehr warm. Der Typ machte einen netten Eindruck, sagte er würde einige Leute hier kennen, ich kenne diese Leute mittlerweile auch, und wir haben uns über einiges auf Englisch unterhalten. Dann, nach etwa 10 min sagte er, er müsse jetzt gehen, steht auf, fummelt an einer seiner Taschen rum, gibt mir die Hand und geht raus. Mir ist wohl aufgefallen, dass er an der Tasche gefummelt hat, denke aber doch nicht daran, dass er zwei Meter von mir entfernt die beiden Reisepässe, die auf dem Tisch lagen, in seine Tasche packt, so dreist kann doch niemand sein; er aber doch!!!

Der Diebstahl ist mir leider erst aufgefallen, als ich Montag den Pass von meinem Kollegen Boris, der den Pass benötigt um das Land genauso wie ich verlassen zu können, nach Nouadhibou senden wollte, wo er sich noch aufhält. Die Visa der Pässe mussten verlängert werden, was auch mit einigem Umstand geklappt hat, darum war auch Boris sein Pass in meinen Händen. Zuerst habe ich gedacht die Pässe verlegt zu haben, habe meine Sachen und das Zimmer zwei Mal auf den Kopf gestellt, leider keine Pässe gefunden, dann fiel mir wieder dieser Typ ein.

Am Dienstag bin ich also mit Arnold, einem Mitarbeiter der kath. Kirche, zur Polizei um den Diebstahl zu melden; Leute, Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was hier in Mauretanien als Polizei bezeichnet wird; unglaublich!!!!!!!!

Da kommt man erst mal auf einen Vorplatz des Polizeigebäudes, sieht aus wie ein riesiger Sandkasten, nur SAND, und ein wenig Unrat, für mauretanische Verhältnisse sehr wenig. Das Gebäude sieht aus wie ein Klotz, hat eine Kantenlänge von etwa 28m * 25m, geht über zwei Etagen, kleine vergitterte Fenster ohne Scheiben. Vor dem Gebäude sitzen die Polizeibeamten, etwa sieben an der Zahl: der Eine hat eine Mütze auf, die Anderen nicht, dem Einem hängt das Hemd aus der Hose, ein Anderer hat das Hemd offen, darunter kein T-Shirt oder Unterhembt, ne blank, der Eine hat die Hosenbeine hochgekrempelt, der Eine hat Stiefel an, der Andere nur Sandalen, alle rauchen, tragen eine dunkle Brille, spucken fleißig in der Gegend rum und machen nicht den Eindruck als wollten sie was tun. Jedem muss man die Hand geben, denn es sind ja schliesslich Polizeibeamte und man will was von ihnen. Kommt man rein in das Gebäude glaubt man die Reinigungskolonne hat schon seit Jahren Urlaub, denn es sieht aus, unglaublich siffig!!! Da werden Kippen in die Ecken geschmissen, in die Ecke gespuckt, Papier fliegt durch die Gegend, der Fussboden und die Wände sehr dreckig; nichts für Josefs Ältesten. Hinter der L-förmig gemauerten Theke sieht man keinen Computer oder ähnliches, nein, ein dickes Buch, in das jeder Fall handschriftl. eingetragen wird, zum Glück bekommt jeder Fall auch noch eine Nummer, habe mir aber in der deutschen Botschaft sagen lassen auch nur darum eine Nummer, weil die Botschaft darauf gedrungen hat, diese Nummer für die weitere Bearbeitung benötigt, sonst gäbe es auch keine Nummern. Wir haben unser Problem mit den gestohlenen Pässen vorgetragen, dazu sind wir in einen Raum, sollte wohl ein Büro sein, stand nur ein Tisch drin und war siffig wie der Rest des Gebäudes, der Beamte musste zwischenzeitlich mal raus, weil der Tee, der hinter der Theke gebraut wurde, fertig war und er erst mal ein Gläschen tringen musste, dann ging es weiter. Danach wurde uns ein Polizist an die Hand gegeben, der mit uns in die Mission gefahren ist, an den Ort der Tat, er hat sich alles noch mal „fett/wichtig sitzend auf dem Stuhl“ angehört, hat zwei Minuten gedauert und dann wieder zurück zur Polizeistation. Dies alles mit den öffentl. Taxis/Taxen, denn Polizeiautos sind nicht vorhanden und wenn dann sind diese defekt, das Taxi habe ich noch bezahlt. In der P-Station angekommen hat man uns eine Nummer gegeben mit der wir in eine andere P-Station gefahren sind um auf Fahndungsfotos den Dieb zu erkennen, dies natürl. auch wieder mit dem Taxi. Dazu muss ich sagen, dass ich den Dieb genau beschreiben konnte und aufgrund der Beschreibung hat man festgestellt, dass es sich um einen „alten Bekannten“ mit dem Namen „Goliat“ handelt. OK, wir sind nun in der anderen P-Station um uns die Fahndungsfotos anzuschauen, dort sagte man uns, derjenige, der Zutritt zu den Unterlagen hat wäre erst am folgenden Tag wieder da. Zu dem Gebäude muss ich nichts sagen, war zu vergleichen mit dem anderen Gebäude. Nach 10 min reden mit Engelszungen, Übergabe von Schmiergeld in einer dunklen Ecke, es waren 4.000 UM, etwa 12€, war der Mann der für die Fotos zuständig war, doch da. Dann haben wir uns Fotos, welche auf verschiedenfarbiges Papier aufgeklebt waren, angeschaut und siehe da, der Dieb konnte erkannt werden. Nicht nur ich habe den Dieb beschrieben, auch der Gärtner (kennen wir doch aus dem TV , oder; der Gärtner war es!) hat ihn erkannt. Der Raum, in dem die Unterlagen zu finden waren, glich einem Schlachtfeld; unglaublich. Der Oberpolizist spielte mit einem Spielzeugfrosch rum, hin und wieder hat er ihn quaken lassen; Zustände, nicht zu fassen.

Ich will die Sache mal kurzfassen;

nachdem noch etwa 22.000 UM Schmiergeld aus meiner Tasche geflossen sind, einige viele Stunden gewartet wurden, viele Telefonate geführt wurden, mehrere hundert mal der Kopf ungläubich geschüttelt wurde, habe ich nun einen neuen Pass und ein neues Visum für Mauretanien bekommen, damit ich dann am Wochenende oder Anfang nächster Woche endlich in den Senegal ausreisen kann.

Nun habe ich genug von Abenteuern mit der Polizei, werde mich nun auf den eigentl. Grund der Reise konzentrieren; Englisch lernen und bauen!!! ;-))

Die Deutsche Botschaft, von der ich meinen neuen Reisepass bekommen habe, war sehr hilfsbereit, Herr Bartels, mit dem ich zutun hatte, ist ein guter Mann. Allerdings war ich ein wenig überrascht, dass die „Beamten“ am Pförtnerhäuschen der deutschen Sprache nicht mächtig waren, aber tolle Dienstkleidung mit dem Bundesatler tragen, teilweise auch kein Englisch sprechen konnten, nur die Landessprache Französisch sprachen; fand ich schon ein wenig schade!!

Ich wünsche eine schöne Zeit,

Rainer!

11 Kommentare zu “Polizei „Klappe die Zweite“”

  1. Mensch, Ritchy! Mehr Polizeikontakt in der kurzen Zeit in Afrika als während Deiner gesamten Zeit in HOL. Du scheinst das Unglück diesbezüglich ja förmlich anzuziehen… Muss ich mir Sorgen machen?
    Wie geht es denn jetzt weiter? Wann geht es in den Senegal und wann weiter nach Ghana? Oder hast Du Deine Pläne wieder geändert?
    Und lade keine fremden Menschen (auch keine Frauen…) mehr auf einen netten Plausch in Dein Zimmer ein und lass sie auch nicht an Deinem Schreibtisch sitzen…!
    Sonnige Grüsse aus dem „nördlicheren Süden“!

  2. Hi Rainer!

    Mensch Junge, das ist ja echt DER Roman bei Dir!
    Hey, denk bitte daran, das wir beide ein Date haben, wenn DU wieder zu Hause bist. Also tritt nicht auf Gartenschläuche und mach keine verbotenen Fotos!
    LG
    Marina

  3. ..Siehste! Und darum war ich an diesem WE auch auf der bestens organisierten Jubiläumsfeier des Männergesangsverin in Wehrden in der neuen Dorfhalle. Ohne Bestechung bekam ich völlig unbürokratisch meine Biermarken! Wahnsinn, das Chaos von dem du berichtest, da sieht man mal wieder wie gut es uns hier geht. Hier scheint an diesem WE die Sonne, eigendlich zum ersten Mal seid Mai. Ich hoffe du hast weiterhin Glück dort nicht „unter die Räder zu geraten“ und wünsche dir bessere Polizeiarbeit und med. Versorgung im Senegal! Machs gut, „Botschafter Deutscher Kultur!“
    Thomas

  4. Ach, hier noch ein Tip:
    Die Fotos der Motorradclubfete sind im Netz:
    http://www.mcmmbuu.de
    Viel Spaß!
    Thomas

  5. Ritchy, hast Du mich neulich aus Mauretanien angerufen? Hatte eine sehr merkwürdige Nummer aufm Handy und in der Firma im Display. Soll ich Dich da rausholen? 🙂 Als alter Tunesier habe ich Kontakte in die arabische Welt und meine Informanten sagten mit, dass es sich bei Goliath um den Assistenten von Bin Laden handelt, der mit Deinem Pass nach Deutschland kommen wollte, um einen Anschlag vorzubereiten.
    Genug gesponnen, pass auf Dich auf und gute Reise nach Ghana

  6. Hallo Ritchy,
    will ich mich doch auch ma hier zu wort melden. Finde es echt klasse, was du da für Erfahrungen machst. Kriege bei deinen Worten richtig Fern- Weh.
    Ich hoffe, du wirst in Senegal oder in Ghana oder wo auch immer du hin fährst, genau so tolle Sachen erleben. Freu mich schon darauf, dich hier in Wehrden wieder zu sehen….
    Liebste Grüße
    deine Joana

  7. Einmal nicht aufgepasst, schon ist der Pass weg. Ritchy das sind ja schaurige Geschichten, du solltest, wenn du in Wehrden bist, Bestsellerautor werden. Das dramatische Schreiben liegt Dir.
    Also Ritchy pass auf dich auf und immer einen Fuss vor den Anderen setzen und keinen Fehltritt.
    Gruß
    Oberst

  8. bonjour monsieur le ritch,

    si tu view il y a une grand problem, de ne parler
    francais. enfin visitee une ecole pour studie la
    francais et le language d`anglais.
    mais: payer quelques „bakschisch“ tu as la raison
    d`une tourist. arrive aux points de success.

    info exterieure: le africs parlons le francais.

    so un nu? ritchy stell doch mal dein foto vom
    seeschlangenbiss rein. könnt nämlich auch nen
    rochenstich sein.
    und pass auf das du nicht selbst geklaut wirst.

    der strumpy wars

  9. Hallo Reiner,

    vielleicht kennst Du mich noch, ich Dein Ex-Kollege mit dem Du des öfteren zum Mittag unterwegs war.
    Es ist ja total spannend was Du so treibst. Ich habe von Patrick die Adresse bekommen und ich kommen aus dem staunen gar nicht mehr raus. Ich verfolge regelmäßig Deine Einträge komme aber jetzt erst dazu Dir eine Nachricht zu schicken.

    Ich finde es total super, dass Du den Schritt gewagt hast und einfach mal so in ein fremdes Land, in eine fremde Kultur einfach so Häuser baust.

    Ich würde mich total freuen, wenn Du Dich mal meldest. Meine Rufnummer bzw. meine Mail-Adresse sind Dir ja jetzt alle bekannt.

    Ich wünsche Dir bis dahin alles Gute und noch viel Spass und lass mal was von Dir hören.

    Vielen Grüsse vom Ex-Kollegen
    Frank Kruse

  10. Boah strumpy,
    dein Französisch geht garnicht^^

  11. Mensch Richy alter Junge,
    bei deinen spannenden Geschichten kommt man ja gar nicht mehr vom Rechner los.
    Edgar Wallace war dagen ja ein Langweiler !
    Ich wünsche Dir noch eine Schöne und nicht immer so stressige Zeit.

    Spätssommerliche Grüsse vom Weserstrand
    Lothar