Ritchys Tagebuch

Ritchys Tagebuch
Ritchy schreibt aus der Welt!

Krankenhaus-Feldlazarett

27. Oktober 2007

Hallo!

Ich war am Wochenende im ‚groessten und besten‘ Krankenhaus im westlichen Afrika, um mit Jens, einem Deutschen den ich hier kennen gelernt habe, einen seiner Bekannten zu besuchen, ich hatte zwar nicht wirklich Lust, aber besser als die anderen zur Auswahl standenden Moeglichkeiten. Trotz der Aussage ‚groesste und beste‘ Krankenhaus im westlichen Afrika war ich ein wenig vorsichtig mit meinen Vorstellungen von dieser Einrichtung, bin ich doch von den Polizeistationen hier in auf dem Kontinent schon ueberrascht genug, und meine Vorsicht war nicht unbegruendet.

Auf dem Weg zum Krankenhaus schwante mir schon etwas, denn der Weg den wir waehlten, hatte nichts offizielles, er fuehrte ueber Stock und Stein durch eine sehr arme Wohnsiedlung. Zum Glueck war dies nicht der offizielle Weg, des handelte es sich nur um eine Abkuerzung fuer die Fussgaenger, trotzdem ein wenig seltsam. Als wir dann vor dem Krankenhaus standen, haben wir die offizielle Strasse gesehen, diese war schon eher als Zufahrt einer Einrichtung dieser Wichtigkeit ausgelegt.

Wir haben also das Krankenhausgelaende betreten; Blumenbeete waren angelegt, dazwischen Rasen welcher sehr gepflegt war, die Wege zwischen den Beeten waren ebenfalls ordentlich verlegt; war nett anzusehen. Beim Betreten des Gebaeudes hat sich mein Eindruck dann ein wenig ins Negative gedreht; Waende und Fussboeden waren echt dreckig, alles nur Steinfussboden (Beton), die Farbe broeckelte von den Waenden, ein komischer Geruch, nicht ‚Krankenhauslike‘.

Die Treppenaufgaenge waren mit Gittertueren verschlossen, dahinter Polizisten, denn die Besucherzeit hatte noch nicht begonnen. Puenktlich um 15:30h dann wurden die Tueren fuer die Bevoelkerung  geoeffnet. Wir sind also auf die vermeindlich richtige Station, aber leider sahen die Stationen alle gleich aus und die Beschriftung war auch sehr mangelhaft. Auf dem Weg in das ‚Krankenzimmer‘ des Kollegen dann das gleiche Bild; die Flure nicht sauber, nichts zu merken von Hygiene, antibakteriell, steril, …..  . Nachdem wir einen laengeren Flur durchschritten sind, dann das erschreckende Bild; nicht ein Zimmer fuer eine, zwei oder drei Personen, nein, ein riesiger Saal, etwa 12m breit und 36m lang, Bett an Bett, keine besondere Ordnung, keine Trennwaende zwischen den Betten, in den Betten Kranke mit jeglichen Gebrechen, mal ganz oder auch nur halb bekleidet, sich quaelend oder sich langweilend, mit und ohne eigenen Beistelltisch, eigenen Stuelhlen; unglaublich. Was aber noch schlimmer war, peinlicher war, es war die Frauenstation, auf der wir nichts zu suchen hatten. So schnell wie wir im Saal waren, so schnell waren wir auch wieder draussen, war uns doch sehr peinlich! Zurueck auf dem Flur haben wir dann schnell die richtige Station gefunden und nachdem ich die Frauenstation gesehen hatte war ich bezuegl. der Maennerstation auf einiges gefasst, aber darauf war ich dann doch nicht gefasst; der Raum war etwa gleich gross, aber viel mehr Kranke waren in diesem Raum ‚untergebracht‘. Untergebracht ist vielleicht nicht das richtige Wort, vielleicht kann man es mit einem Feldlazarett im Krieg vergleichen welches voellig ueberlastet ist. Die Anzahl der Betten war mehr als bei den Frauen, die Maenner lagen auf einfachen Matratzen teilweise auf dem Fussboden im Mittelgang des Saales. Aehnlich wie bei den Frauen; keine Ordnung, keine Trennwaende zwischen den Betten, sich quaelende und sich langweilende Kranke, usw. usw. usw…. . Wir habe in diesem Chaos den Bekannten gefunden, zum Glueck lag er dierekt am Fenster und dieses stand weit offen, natuerlich vergittert, aber nicht dass verhindert werden soll das eingebrochen wird, im 3. Stock auch schlecht moeglich an der glatten Fassade, nein, sondern eher, dass sich keiner der Kranken aufgrund der desulaten Verhaeltnisse im Krankenhaus und aus Protest aus dem Fenster schwingt. Ich habe dann auf einem Stuhl direkt am Fenster Platz genommen, aber trotz der frischen Luft von draussen wurde mir ganz anders, ich hatte echt ein verdammt beklemmendes Gefuehl in der Magengegend. Nach etwa 15min, es erschien mir viel laenger, haben wir dann das Krankenhaus zum Glueck verlassen. Da faellt mir gerade ein; wenn man noch nicht krank ist, in diesem Gebaeude wird man es. Auch einige Zeit nachdem wir das Krankenhaus verlassen hatten fuehlte ich mich noch ganz komisch.

Wenn dies das ‚beste und groesste‘ Krankenhaus im westlichen Afrika ist dann moechte ich nicht wissen, wie die anderen Gesundheitseinrichtungen aussehen.

Wir in Deutschland sind oft nicht zufrieden mit dem was wir haben, sieht man aber solche Bilder, ist man doch immer wieder froh in einem so weit entwickelten Land wie dem unseren zu wohnen mit so hervorragenden Sozialleistungen. Ich weiss ich weiss, es ging uns allen schon mal besser, aber besser als den meisten Menschen auf der Welt geht es uns immer noch, das will nur keiner hoeren!

Bis zum naechsten Bericht, dann auch wieder mit Bildern.

Euch eine schoene Zeit,

Rainer!

5 Kommentare zu “Krankenhaus-Feldlazarett”

  1. man man, das ganze liest sich schon richtig übel. Ich mag mir nicht vorstellen wie und was da abgeht. Seih froh, dass die Geschichte mit Deinem Beim go glimpflich abgelaufen ist, so sonst würdest Du vielleicht auch in so einer Bude liegen. Also tage care Ritchy
    Fahre heute übrigens nach HH, wir haben morgen Messe. Da Du mich ja nicht beherbergen kannst,schlafe ich bei Käthe und Timo. Bis die Tage

  2. Hallo Rainer,
    wir lesen immer mit und freuen uns, wenn deine Gesundheit besser wird. Scheint jetzt kein Thema mehr zu sein.
    Allerdings bringt du inzwischen immer den Versuch mit, ein trojanisches Skript downzuloaden – Trojan-Downloader.JS.Psyme.cz . Na ja, alles nicht so sauber in Afrika. Alles Gute von Onkel und Tante.

  3. Hallo Leute,

    das mit dem Kollegen aus Troja finde ich auch sehr unangenehm und es tut mir auch leid, aber ich kann da nicht viel machen, also immer schoen das Virenprogramm aktualisieren.

    Am Samstag gibt es einen neuen Bericht, also dran bleiben!

    Bis in den Dezember,

    Rainer!

  4. Hey Ritchy,
    als harter Malocher komme ich kaum noch dazu, deine Artikel zu verfolgen. 😉 Bin seit gestern fest angestellt nach 4-wöchigem Praktikum. Bisher macht die Arbeit noch Spaß, wer weiß, wie lange noch… Dieses Wochenende geht es mit der AH-Truppe zum Schifoarn nach Bottrop, aber ich denke,es wird wohl auf mehr Apres-Ski hinauslaufen. Skifahren kann man in Ghana wohl nicht, oder…??!! Dir noch eine schöne Zeit, im Moment scheint es ja recht langweilig zu sein, immerhin hast du schon knapp 2 Wochen keinen Polizeikontakt mehr gehabt 🙂
    Bis bald, Gruß lulu

  5. Na ich denke, das ist übertrieben mit dem Krankenhaus. Es gibt gerade in Accra mehrere Hospitäler, in die man sogar als Europäer beruhigt gehen kann.
    Womit ich aber nicht nehaupten will, dass es nicht auch solche wie in Deiner Beschreibung gibt.

    Have a nice evening,
    sylvi